Die Sonne brannte. 12 Uhr Mittag. Absolute Ruhe. Kein Luftzug und keine Wasserbewegung.
An diesem so warmen Sommertag wollte ich mit meinem Sohn Tammi ein paar Plötzen angeln. Ich mag diese einfachen Fische. Entweder direkt über dem Lagerfeuer gebraten oder in der Pfanne mit Salz und Pfeffer. Meine Mutter kann aus einigen Plötzen eine wunderbare Fischsuppe mit Dill und Zitrone zaubern.
So sollte es keine große Angelaktion werden, nicht auf Aal, Zander oder Hecht wollten wir gehen, wie der Angler sagt. Nicht raus mit dem Boot, sondern ganz einfach und ruhig vom Steg aus, so ein halbes Stündchen.
Doch so richtig ging es nicht voran – weder auf Teig noch auf Wurm bissen die Plötzen. Langeweile machte sich breit, Tammi trollte sich in den Garten und schien die Lust am Angeln verloren zu haben. So legte ich die kleine Stippe mit Teig beiseite und nahm doch die Rollangel, ein Erbstück meines Vaters, bestückte sie mit einem Blinker, und warf sie vom Steg aus direkt an den Uferrand der Stremme.
“Hackergefahr”, hörte ich die Worte meines Vaters. “Mach vorsichtig!”, schoss es mir durch den Kopf. Ich musste schmunzeln und probierte ein paar Würfe. Alles ging gut – kein Hacker und etwas Abwechslung.
Ich zog den Blinker ein paar Meter Richtung Steg, rollte die Sehne auf und zog wieder ein paar Meter. Oft hatte ich meinen Vater als kleiner Junge dabei beobachtet. Plötzlich ruckte es, “Mist, doch ein Hacker”, dachte ich. So riss ich mehr aus Verzweiflung denn aus Fangroutine an der Sehne. Nach einigen weiteren Metern gab es starke Gegenwehr und ich brüllte, wie schon früher mein Vater immer:
“Hol den Kescher!”
und fügte nun aber den Namen meines Sohnes dazu: “Schnell, Tammi!”
Immer wieder zog der Hecht davon und ich holte ihn zurück, bis er schlussendlich an den Steg kam. Mein Sohn positionierte den Kescher geschickt und dann hatten wir den großen Jäger selbst erbeutet.
Ein schöner Hecht von 60cm. Wir freuten uns sehr über diesen ungeplanten Mittagsfang aus der Stremme.